Vor jeder kieferorthopädischen Behandlung werden vom Patienten Abdrücke des Ober- und des Unterkiefers angefertigt. Hierfür wird ein spezielles, schnellabbindendes Material (Alginat) in verschiedenen Farb- und Geschmacksrichtungen verwendet. Dieses Material wird in dafür vorgesehene Abformlöffel gegeben und dann in den Mund des Patienten eingebracht. Nach ca. 15 Sekunden kann der Abformlöffel herausgenommen werden - der Abdruck ist fertig. Nun wird diese Negativabformung der Zahnreihen in der kieferorthopädischen Zahntechnik mit Gips gefüllt. Dieser Modellgips härtet in etwa 30 Minuten aus.
Nach dem Ausgießen der Alginatabformungen in Gips müssen die beiden Einzelkiefermodelle (Ober- und Unterkiefer) noch zueinander in Beziehung gebracht werden. Diese Zuordnung in 3 Raumebenen ist die Voraussetzung für die anschließende Vermessung der Modelle.
Die Modellanalyse ist ein wichtiger Abschnitt für das Erstellen des kieferorthopädischen Befundes, welcher im sogenannten Heil- und Kostenplanes für die Krankenkasse dokumentiert wird.
Das kieferorthopädische Modell vermittelt entscheidende Erkenntnisse für die therapeutische Festlegung von Behandlungsziel und Behandlungsplan. Der Vorteil der Modellanalyse liegt in der Messung in drei Dimensionen des Raumes und liefert genauere Ergebnisse als Messungen im Röntgenbild.
Die metrische Analyse des Gebißmodells dient der Beurteilung der Breite und Länge des Zahnbogens nach Richtwerten (Normwerten), dem Symmetrievergleich in allen Ebenen, einschließlich der Feststellung einer Verschiebung der Zahnbogenmitte, der Erfassung von Abweichungen einzelner Zähne, der Beurteilung der Platzverhältnisse im Zahnbogen und der Feststellung von Disharmonien des Zahnmaterials. Hierbei werden jeweils das Frontzahngebiet und das Seitenzahngebeit getrennt betrachtet.
Jede Modellvermessung beginnt mit der Aufstellung des Zahnappells. Die Angaben der zweistelligen Zahnbezeichnungen erfolgt nach der FDI (Fédération Dentaire Internationale) für Milchzähne und bleibende Zähne. Fehlende oder überzählige Zähne werden registriert. Nun werden alle Zähne nach ihrer Stellung beurteilt, Einzelzahnabweichungen und Abweichungen zur Gegenseite sorgfältig dokumentiert. Die Messungen erfolgen in Millimetern.
Es gibt in der Kieferorthopädie eine Fülle von Meßmethoden und Verfahren. Prinzipiell basieren diese aber alle auf einem Grundprinzip: Messung eines vordefinierten Abstandes und Vergleich mit einer Normwerttabelle bzw. Seitenvergleich. Solche Tabellen wurden anhand von Reihenuntersuchungen und Studien an "regelrechten" Zahnmodellen für jede Altersgruppe erarbeitet und dienen als Vergleichsgrundlage.
Die Abweichungen werden entsprechend ihres Ausmaßes beschrieben und sind ein Maß für die Schwere oder den Grad der Zahn- bzw. Kieferfehlstellung. Eine umfassende Vermessung von Kiefermodellen dient also der Befunderhebung, der Dokumentation sowie der Therapieplanung und Geräteauswahl.
Kiefermodelle werden nicht nur zu Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung, sondern auch während (zur Beurteilung und Überprüfung der bisherigen Therapie) und nach Abschluß der Behandlung (Dokumentation des Ergebnisses und zur Überwachung) angefertigt. Neben den Modelle zur Vermessung und Dokumentation sind für die Geräteherstellung (Zahnspangen) extra Kieferabformungen notwendig, auf denen der Zahntechniker die verschiedenen kieferorthopädischen Apparate herstellt (Arbeitsmodelle).
Kiefermodelle sind aus juristischen Gründen noch mindestens 3 Jahre nach Behandlungsabschluß in der Praxis vom Behandler aufzubewahren.
Warten Sie nicht und rufen Sie uns an : (0381) 375 07 22 |